Skype soll an die Börse
Seit Kurzem gibt es nun Pläne des Online-Aktionshauses Ebay, die Tochterfirma Skype (für mehr Informationen siehe hier) an die Börse zu bringen, da diese nicht genug Gewinn abwerfe. Der Börsengang des Internet-Telefondienstes soll im Frühjahr des nächsten Jahres (2010) erfolgen und Ebay endlich von der teuren Fehlinvestition Skype befreien. Dass das Online-Auktionshaus den Telefondienst loswerden will, wird zum Teil auch daran liegen, dass Skype kaum Bezug zum Rest des Unternehmens besitzt und sich wenig mit den übrigen Angeboten Ebays überschneidet. Deshalb weiß vermutlich auch kaum jemand, dass Skype überhaupt zu Ebay gehört.
Ursprünglich entwickelt wurde Skype von zwei Skandinaviern, nämlich Niklas Zennström und Janus Friis. Mit Skype haben die beiden einen Meilenstein in der Geschichte der Online-Kommunikation geschaffen. Die Software bietet nicht nur Möglichkeiten zum Chaten und Dateien austauschen, sondern ermöglicht auch Telefonate und Videokonferenzen, ohne große Belastungen für das System, wie das beispielsweise bei ICQ der Fall ist. Mit dem Skype-Guthaben-System ist es sogar möglich, Skype als vollwertigen Mobil-Telefon-Anschluss zu nutzen. Man kann ein Guthaben erwerben und bekommt eine Telefonnummer, die dann auch von überall angerufen werden kann. Gleichzeitig kann man mit dem Guthaben beliebige Telefonnummern auf der ganzen Welt anrufen — Festnetzanschlüsse genau wie Mobiltelefone.
Sehr zum Schaden von Ebay ist das Erwerben dieses Guthabens die einzige Einnahmequelle von Skype. Es wird im Gegensatz zu ICQ oder anderen ähnlichen Chatprogrammen nicht über Werbung finanziert. Die Werbebanner, die bei Skype gelegentlich auftauchen, dienen allesamt der Eigenwerbung, bringen also keine Einnahmen. Dennoch war Ebay 2005 von der Software begeistert und hat es den Gründern für 2,6 Milliarden Dollar abgekauft. Und das, obwohl viele bereits warnten, dass Skype nicht zum Geschäftsfeld Ebays passen würde.
Zuerst sah es auch gar nicht schlecht aus. Die Benutzerzahlen von Skype stiegen rasant an, auf immerhin 405 Millionen(!), also fast eine halbe Milliarde Menschen. Doch da die meisten Nutzer lediglich die kostenlosen Dienste von Skype in Anspruch nehmen, brachte der online Telefondienst nur einen Bruchteil der erwarteten Gewinne. Im Sommer 2007 kostete Sykpe Ebay sogar 900 Mio. Dollar in Form von Abschreibungen. Deshalb ist es kaum verwunderlich, dass mehr und mehr der Entschluss reifte, die Fehlinvestition wieder loszuwerden — natürlich so gewinnbringend wie möglich.
Lange Zeit gab es Gerüchte, die Software würde an die beiden Gründer zurückgehen. Diese hatten in der Tat Interesse geäußert und gemeinsam mit beteiligten Firmen Angebote unterbreitet. Diese waren für Ebay allerdings zu niedrig, hießt es. Das mag auch daher kommen, dass noch nicht alle Rechtsfragen zwischen den Gründern und Ebay geklärt sind. Bei einigen Teilen von Skypes Technologie besteht Unklarheit über die Besitzansprüche.
Die Suche nach anderen Käufern für Skype mit einem für Ebay gewinnbringenderen Angebot verließ anscheinend erfolglos. Niemand wollte den Preis zahlen, den Ebay verlangte. Vermutlich auch deshalb, weil die meisten ahnen, dass der Telefondienst auch bei ihnen eine Fehlinvestition wäre, die kaum Einnahmen bringen würde. Deshalb nun also die Entscheidung, Skype an die Börse zu bringen und so nach und nach die Anteile an der Software loszuwerden.
Die Reaktion über den geplanten Schritt fiel sehr unterschiedlich aus. Einige begrüßten das Wagnis, andere warnten davor, zumal die Situation nicht gerade die beste ist. Bei all den Börseneinbrüchen und Firmen, die Insolvenz anmelden mussten, fragt man sich in der Tat, ob das momentan ein Erfolg verheißender Plan ist. Experten raten Ebay, erst einmal nur einen kleinen Teil der Aktien von Skype zu verkaufen und ja nach Entwicklung weiter über den Rest zu entscheiden. Das Unternehmen selbst gab noch keine weiteren Details bekannt. Man darf also abwarten, wie sich Skype in Zukunft entwickeln wird.
An sich scheint Skype ein gut funktionierendes Unternehmen zu sein. Immerhin konnten im vergangenen Jahr, also 2008, Umsätze in der Höhe von 550 Millionen Dollar eingefahren werden — das entspricht umgerechnet etwa 415 Millionen Euro. Das bedeutete für Skype ein Plus an Einnahmen von 44 Prozent — im Vergleich zu den Einnahmen des Mutterkonzerns spielt Skype allerdings tatsächlich nur eine untergeordnete Rolle. Gerade einmal 6 Prozent von Ebays gesamten Konzernerlösen fährt Skype ein. Da ist es kaum eine Überraschung, dass Skype, obwohl es seinen Umsatz bis 2011 auf eine Milliarde Dollar steigern will, für Ebay als wenig gewinnbringend eingestuft wird.
Hinzu kommt auch noch, dass auch Ebay mit der aktuellen Krise zu kämpfen hat, neben internen Problemen und der Konkurrenz durch Amazon. Als Reaktion darauf fährt man bei Ebay eine Rückzugspolitik. Man versucht, sich auf zwei Standbeine festzulegen und unnötigen Ballast für das Unternehmen zu vermeiden — wie das hier beim Beispiel Skype der Fall war. In Zukunft will sich Ebay also nur noch auf seine eigentlichen Betätigungsfelder konzentrieren. Dazu gehört natürlich das Internet-Marketplace Geschäft, also das Kaufen und Verkaufen sowie Ver- und Ersteigern von Produkten im Internet durch private und kommerzielle Anbieter. Sprich genau das, womit man Ebay als erstes verbindet, die Auktion im Internet.
Daneben will man sich bei Ebay in Zukunft verstärkt um den eigenen online Bezahldienst PayPal kümmern.
Wie genau die Zukunft von Skype und Ebay aussehen wird, ist also schwer zu sagen — wie bei beinahe allen Unternehmen in der aktuellen Wirtschaftskrise. Fest scheint aber zu stehen, dass die beiden Unternehmen in Zukunft mehr oder weniger getrennter Wege gehen werden und Ebay das Tochterunternehmen Skype so weit wie möglich aus der Hand geben wird. Ob der Börsengang Skype gut tun wird oder nicht, bleibt auch noch abzuwarten. Gerade in der momentanen Situation könnte es ein totaler Fehlschlag werden, aber natürlich bietet der Aktienmarkt auch große Chancen.
Wie viele Skype-Aktien man zum Verkauf anbieten wolle und zu welchen Preisen, hielt Ebay vorerst noch geheim. Auch wird sich zeigen müssen, welche Auswirkungen der Börsengang für die Nutzer von Skype hat bzw. wie diese darauf reagieren. Es bleibt einfach zu hoffen, dass es zu keinen Einbußen beim Angebot von Skype kommen wird und die 400 Millionen Nutzer weiterhin mühelos und einfach über das Internet telefonieren, chatten und Dateien versenden können.