Sternenspiel — Buchvorstellung

Veröffentlicht am: 27. Februar 2009 Aktualisiert am: 23. Januar 2010

sternenspiel_coverDer Name Sergej Lukianenko lässt unwillkürlich an dessen andere Erfolgsromane „Wächter der Nacht“, „Spektrum“ oder „Weltengänger“ denken. Dies ist nun der achte große Roman des russischen Kultautors. Das Buch ist Anfang dieses Jahres in deutsch erschienen. Es gehört zum Bereich Science-Fiction, spielt in naher Zukunft und ist eine wirklich gelungene Geschichte.

Inzwischen gibt es Hunderter mehr oder minder gelungener Zukunftsromane, in denen die Menschen ihren Heimatplaneten verlassen und im All auf die unterschiedlichsten Spezies stoßen, die ihnen komischerweise meist überlegen sind. Soweit enthält auch dieses Werk nichts Neues. Die Handlung spielt in der Zukunft, die genaue Zeit ist wie in den meisten Fällen nicht angegeben. Es können jedoch kaum mehr als zwei bis drei Jahrzehnte in der Entwicklung vergangen sein, denn es gibt nur ganz geringe Unterschiede zur heutigen Realität. Eigentlich nur einen: Die Menschen sind in der Lage, interstellare Reisen zu unternehmen. Ansonsten ist alles, wie man es kennt. Es gibt Flugzeuge, schlechte Straßen und Armut. Natürlich kann man auch annehmen, dass die Geschichte in einem Paralleluniversum spielt, das unserer Zeit entspricht, nur dass die Menschen dort eben einen Weg zum Verlassen des Sonnensystems gefunden haben. Aber im Grunde ist das egal.

In jedem Fall sieht die Situation der Menschheit im Buch etwa so aus: Irgendein Wissenschaftler hatte zufällig den Geistesblitz, der zur Erfindung des sogenannten „Jumpers“ führte, einem Gerät, das in der Lage ist, ein Stück Raum (Beispielsweise ein Raumschiff) um eine Strecke von mehreren Lichtjahren zu versetzen, komischerweise immer um eine ganz konkrete, konstante Strecke. Das Ding ist nicht ganz ohne Nebenwirkungen, so versetzt es den Piloten in eine Art Exstase, die „Jump-Süchtig“ machen kann, und es legt jedes Mal den Bordcomputer des Raumschiffs lahm. Aber es ermöglicht den Flug zu den Sternen.

Als die Menschen nun also ihr altbekanntes System verlassen hatten, trafen auf sie das „Konklave“, denn natürlich ist die Galaxis nicht so leer, wie man allgemein annimmt. Das Konklave ist eine Vereinigung mehrerer Rassen, in der klare Hirarchieen herrschen. Genauer gesagt, eine Hirarchie: Die starken Rassen stehen über den schwachen Rassen. Es ist ein Verhältnis von Herren und Sklaven. Die schwachen Rassen können nur so lange überleben, wie sie einen Nutzen für das Konklave erfüllen. Als jüngstes Mitglied den Konklaves wurde die Menschheit natürlich als schwache Rasse einsortiert. Und sie erfüllt nur einen einzigen Zweck: Sie ist die einzige Rasse, die den Einsatz des Jumpers überlebt und somit interstellare Entfernungen innerhalb von Sekungen zurücklegen kann, wo die anderen Rassen Monate brauchen. Somit werden sie zu Weltraum-Fuhrleuten, deren einziger Sinn darin besteht, Fracht von einem Planeten zu einem anderen zu bringen.

Wenn man das so hört, kann man sich leicht vorstellen, worum es gehen wird: Natürlich, die Menschen und die anderen schwachen Rassen wollen natürlich alles tun, um nicht immer die kleinen Leute zu sein. Sie suchen also nach Wegen und Mitteln, um die starken Rassen zu stürzen. Problem dabei: Die Rassen untereinander haben kaum Kontakt und solange die starken Rassen die militärische Macht des Konklaves haben, ist an eine offene Auseinandersetzung nicht zu denken. Man muss es also heimlich machen.

In diese Verschwörung wird der russische Weltraumpilot Pjotr Chrumow ganz plötzlich hineingerissen, als er während des „Jumps“ auf der Rückreise zur Erde entdeckt, dass er einen blinden Passagier hat. Ein Alien, das verlang, mit seinem Großvater zu sprechen. Der nämlich ist ein bedeutender Schriftsteller, die dafür berüchtigt ist, eine denkbar schlechte Einstellung zu Außerirdischen zu haben. Aus irgendeinem Grund meint das Alien jedoch, in seinen Schriften einen sorgfältig verborgenen Aufruf zur Rebellion der schwachen Rassen gefunden zu haben. So muss Pjotr entdecken, dass hinter seinem Großvater mehr steckt als ein intelligenter alter Schreiberling. Der hat nämlich so ziemlich alles für den unwahrscheinlichen Fall vorbereitet, dass es zu einer Kontaktaufnahme seitens einer anderen schwachen Rasse kommen sollte.

Eine andere der schwachen Rassen, die mit ander Verschwörung beteiligt sind, ist nämlich von etwas angegriffen worden, das vollkommen den Menschen ähnelt, aber so hoch entwickelt ist, dass es genug Macht besäße, gegen das Konklave zu stürzen. Damit rennt den Verschwörern die Zeit davon: Würden sie es schaffen, diese Unbekannten, die körperlich völlig den Menschen ähneln, aber einen extremen Sinn für Geometrie und Perfektion haben, auf ihre Seite zu ziehen, hätten sie ein Mittel, mit dem sie die Herrschaft der starken Rassen brechen könnten. Sollten die Herrscher des Konklaves allerdings von dem Vorfall erfahren (was auf Dauer unvermeidlich ist), würden sie den Menschheit sofort verdächtigen und vernichten. Es bleibt Pjotr und seinem Großvater also nur knappe Zeit …

Diese „fremde“ Menschheit, die da so plötzlich aus den Tiefen des Alls aufgetaucht ist, wird wirklich wunderbar beschrieben und gestaltet. Ihre geschichtliche Entwicklung ähnelt unserer sehr, doch haben sie irgendwann einen anderen Weg eingeschlagen. Inoffiziell wird ihre gesamte Gesellschaft von den „Ausbildern“ geleitet, welche die Kinder in Internaten erziehen. Das zentrale Prinzip ist die Freundschaft, das bei ihnen allerdings sehr seltsame Formen annimmt. Auf den ersten Blick scheint man hier eine perfekte menschliche Gesellschaft vorzufinden, doch schon bald erkennt man, dass sich hinter der hohen Technologie, den geordneten Strukturen und dem friedlichen Miteinander ein starres System verbirgt, das zwar weder Armut noch Leid kennt, allerdings auch keine Andersdenkenden duldet — diese werden kurzerhand in sogenannte Sentorien geschickt. Was nach Heilanstalt klingt, ist eher ein Straflager in den ödesten Gegenden des Planeten.

Das gesamte Buch ist in der Ich-Form geschrieben, was ich persönlich wenig ansprechend finde, zumal es im dritten Abschnitt zu Verwirrungen führt. Näheres verrate ich nicht, sonst gäbe es ja keine Spannung. Man kann den armen Pjotr, der da so ahnungslos in eine intergallaktische Verschwörung stolpert, aber gut verstehen und seinen Gedanken folgen. Beinahe von Anfang an ist die Spannung hoch, es gibt kaum eine Einleitung. Wir erleben, wie Pjotr ein wenig über den Planeten streift, auf dem er sich befindet, bevor er dann nach einigen dutzend Seiten sein Schiff besteigt und zu jenem schicksalshaften Flug aufbricht, der bestimmend sein soll für die gesamte Zivilisation der Erde. Erst zum Ende wird es ein wenig langweilig, da zwar durchaus noch viel geschieht, die Handlung an sich aber kaum vorankommt. Man hat ein wenig das Gefühl, dass der Autor lediglich zu einem halbwegs friedlichen Punkt gelangen wollte, an der er die Story abbrechen kann. Denn „Sternenspiel“ ist kein eigenständiges Buch. Die Fortsetzung soll „Sternenschatten“ heißen und am ersten August erscheinen, zumindest nach Angaben von Amazon.

Man darf gespannt sein. Ich werde die Fortsetzung auf jeden Fall lesen und auch vorstellen. Die Geschichte und der Schreibstil haben mir sehr gefallen und ich kann „Sternenspiel“ wirklich nur empfehlen. Es ist ein tolles Werk, dessen Name allen Science-Fiction-Fans wenigstens etwas sagen sollte.

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