Das mögliche Ende des Lautstärke-Kriegs?

Veröffentlicht am: 30. November 2010 Aktualisiert am: 30. November 2010

Egal ob im Radio während der Autofahrt oder beim abendlichen Fernsehabend, beim Zappen ärgert man sich ständig über die zum Teil heftigen Lautstärkeunterschiede. Auch in den Werbeblocks zwischen einem Spielfilm dröhnen die Werbeclips durch die Boxen und man fühlt sich genötigt, die Lautstärke zu reduzieren. Nach dem Werbeblock ist wiederum der Film zu leise und man regelt erneut hoch.

Jeder Sender möchte der Lauteste sein, was in den letzten Jahrzehnten zu einem bekannten Wettstreit führte. Mit Hilfe von Multibandkompressoren und Peak Limiting wird jedes Audiosignal so stark komprimiert, dass seine Waveform einem Rechteck gleicht. Man nennt das Reduzierung der Dynamik, also dem Unterschied zwischen der leisesten und lautesten Passage.

Dynamikunterschiede der letzten Jahrzehnte
Abbildung aus Wikipedia „Loudness Trend“

Auf der Tonmeistertagung am vergangenen Wochenende in Leipzig stellte Ing. Florian Camerer vom ORF die neue Empfehlung zum Thema Loudness, zu deutsch Lautheit, vor. In der Recommendation 128 der EBU Technical (European Broadcasting Union), nimmt man sich die Lautheitsunterschiede der Fernsehsender, Radiostationen, CD-Produktionen sowie Livemischungen vor und versucht Alternativen anzubieten.

Die Empfehlung schlägt drei neue Skalen vor, die eine Revolution in der Tonszene bedeuten könnten.

1.) Programme Loudness (Einheit LUFS, Loudness Unit per Full Scale) gibt an wie laut ein Titel im Durchschnitt ist. Dieser Durchschnittswert sollte sich bei etwa -23 LUFS (+/- 1 LU) einfinden. Wenn nun also beispielsweise jeder Sender sein Programm sowie Jingles und Werbeblocks auf diesen empfohlenen Lautheitswert abstimmt, so wird das oben benannte und allseits bekannte Problem behoben. Die Toleranz wurde so gering gewählt, um einen neuen Krieg am oberen Toleranzbereich zu vermeiden.

2.) Loudness Range (LRA, Einheit LU) zeigt die Lautheitsunterschiede innerhalb eines Stücks auf und zeigt an, ob Kompression erforderlich ist oder schon übertrieben wurde.

3.) True Peak (TP) statt dem üblichen QPPM (Quasi Programme Peak Meter) besitzt dank Oversampling eine sehr schnelle und genaue Integrationszeit. Die neue Peakgrenze liegt bei -1dBTP.

Mit Hilfe dieser neuen Skalen, die zu einer völlig neuen Betrachtungs- und Arbeitsweise im auditiven Bereich führen könnten, wird der Lautheitskrieg vielleicht der Vergangenheit angehören, vorrausgesetzt die Empfehlung R 128 setzt sich durch.

(Download der Empfehlung R 128, Stand August 2010, Englisch)

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